Der Erfurter Neonazi Tobias Zitzmann ist, ähnlich wie Sascha Wühr, schon länger in Erfurter Neonazikreisen unterwegs. Er durchlief in den letzten Jahren einige Gruppen an Neonazis von Parteistrukturen über Freie Kameradschaften und eben dem „Kollektiv56“.
JN – NPD-Nähe
Ab 2014 tauchte Zitzmann immer wieder im Umfeld der ‚Jungen Nationaldemokraten‘ (JN) in Erfurt auf, welche unter dem damaligen NPD-Aktivisten Daniel Madalscheck reorganisiert wurde. Madalscheck, welcher später bei der Identitären Bewegung Thüringen landete, versuchte ab 2014 gezielt die JN in Erfurt wieder aufzubauen. Ein wichtiger Bestandteil bot dabei ein Treffpunkt in Erfurt-Nord. Im früheren Späti und Kneipe „Flaschenöffner“, heute „91er“, am Berliner Platz war der Treffpunkt der Neonazigruppe, deren Schwerpunkt vor allem in Erfurt-Nord lag. In den Kellerräumen der Kneipe sollen die Neonazis der JN u.a. unter Leitung Madalscheck Kampfsport trainiert haben. Schon zu diesem Zeitpunkt traf sich Zitzmann, Wühr sowie ihr Mitbewohner Phillip Miene am Berliner Platz, wo sie Kontakte zu einigen in der JN aktiven jungen Kadern suchten, welche später ins „Kollektiv56“ integriert wurden.
Die Rechte
Nachdem Madalscheck Erfurt fürs erste in Richtung Bayern verließ, folgte eine Hängepartie für die JN in Erfurt, und die JN-Strukturen verschwanden wieder. Währenddessen baute Enrico Biczysko auf dem Erfurter Herrenberg in Erfurt-Süd Strukturen der Partei „Die Rechte“ auf. Diese war ab 2016 in Erfurt aktiv und konnte mit Tobias Zitzmann einen aktiven Neonazi in den lokalen Parteistrukturen verankern. Knapp ein Jahr lang war Zitzmann, während das „Kollektiv 56“ in Erfurt bereits agierte, als Parteikader aktiv. Gerade 2017 konnte es die Partei „Die Rechte“ in Erfurt schaffen einige Kader auch aus den Freien Kameradschaften an sich zu binden. So kam es zu einer gemeinsamen Anreise zum ThüGIDA-Marsch am 17. August 2016 in Jena, bei dem rund 30 Neonazis zum Großteil aus Erfurt hinter dem Transparent der Partei mitliefen.
Eine Zeit lang lief Zitzmann noch in Parteiklamotten hinter dem Transparent der Partei her, wie es am 2. Oktober 2016 in Weimar der Fall war, während sich der Rest des „Kollektiv56“ in einem kleinen schwarzen Block sammelten.
Kollektiv 56
Während ein Großteil der damaligen Strukuturen von „Die Rechte“ nicht mehr groß in Erscheinung treten, von Fischer und Bicysko mal abgesehen, hat sich Zitzmann ebenfalls von den Parteistrukturen entfernt. Er tauchte seltener auf Demonstrationen auf und hielt sich, ähnlich seiner Kameraden vom „Kollektiv56“ ab seit 2018 eher bedeckt. Dabei hat sich Zitzmann jedoch nie von der Neonaziszene losgesagt, sondern viel mehr aus taktischen Gründen die Füße still gehalten, wie er 2019 noch via Facebook anündigte.
Mittlerweile ist Tobias Zitzmann beim umbenannten Verein “Neue Stärke Erfurt e.V.”, vorher “Volksgemeinschaft e.V.” aktiv.