Julian Franz ist seit seiner Jugendzeit Teil der Neonaziszene in Erfurt und war aktives Mitglied des „Kollektiv56“ in Erfurt. Im Zuge von mehreren Gewalttaten im Jahr 2016 verbüßte Franz eine Haftstrafe und wurde 2019 im Prozess um den Angriff auf Connewitz zu einer weiteren Bewährungsstrafe verurteilt.
Freie Kräfte, JN und NPD
Bereits um 2010 herum war Julian Franz auf Erfurter Neonazidemos unterwegs. Am 1. Mai 2010 beteiligte er sich beispielsweise an der Demonstration der NPD in Erfurt. Später folgten weitere Aufmärsche im Umfeld der „Freien Kräfte“ oder von „Pro Erfurt“.
Ab der Neugründung der ‘Jungen Nationaldemokraten’ (JN) in Erfurt unter Daniel Madalscheck war auch Julian Franz Kader der NPD-Jugend in Erfurt, wie es auch schon andere Neonazis in seinem Altersbereich waren, die später im „Kollektiv56“ aktiv waren. Er nahm an mehreren Aufmärschen in Erfurt und bundesweit Teil und zählte zu einem der reisefreudigsten Neonazis der Erfurter JN. Weiterhin war das NPD-Mitglied Franz auch Teil jener Struktur, welche zum damaligen Zeitpunkt zusammen im Keller des „Flaschenöffners“ am Berliner Platz trainierten.
Rolle im „Kollektiv56“
Julian Franz kam nach dem Ende der JN-Strukturen in Erfurt relativ nahtlos im „Kollektiv56“ an. In seiner recht umfassenden Einlassung im Prozess am 05.02.2019 wegen des Überfalls in Connewitz, sagte Franz aus, dass er viele der Neonazis mit denen er Aktionen unternahm über den Fußball kennenlernte. Ähnlich wie die Mitglieder Denny Schuster, Benjamin Günther und Robert Brandt kannten sich viele der jüngeren Neonazis im „Kollektiv56“ nicht nur aus der vorherigen Zeit bei der JN, sondern auch durch ihre gemeinsamen Gänge zum Erfurter Stadion und den Spielen des FC Rot-Weiß Erfurt. Im „Kollektiv56“ war Franz ebenfalls weiter reisefreudig auf Demonstrationen unterwegs, beteiligte sich an Mobi-Aktionen der Gruppe (z.B. für den 1. Mai 2017 in Halle) und war mehrmals an gewalttätigen Übergriffen beteiligt.
Weiterhin auffällig war der enge Kontakt von Franz nach Weimar zu Thomas Holzinger und Chris Seelig; beides Neonazis, welche sich ebenfalls im engen Umfeld des „Kollektiv56“ bewegten.
Beteiligung an Gewalttaten
Das K56 zeichnete sich vor allem durch Gewalttaten aus, bei denen die angreifenden Neonazis zu meist kurze Zeit später von der Polizei gestellt worden. So war es nicht nur beim Angriff auf das AJZ 2016, wo u.a. auch Julian Franz beteiligt war, sondern auch beim Angriff auf den Leipziger Stadtteil Connewitz am 11.01.2016. In diesem Prozess wurde auch sein Auszug aus dem Bundeszentralregister verlesen. Dies beginnt mit dem Jahr 2013, wo Franz wegen vorsätzlicher und gefährlicher Körperverletzung sowie versuchter räuberischer Erpressung verurteilt wurde. Es folgten weitere Einträge mit Fußballbezug z.B. Faustschlag gegen Polizisten bei einer Personalienfeststellung oder Sachbeschädigungen aus einer Fan-Gruppe heraus. Dazu kommen mehrere rassistische Taten, wie eine Körperverletzung gegen einen Mann, den Franz vorher als „Fidschi“ rassistisch beleidigte.
Nach dem Angriff auf das AJZ am 5. Mai 2016 kam es in Erfurt am selben Tag noch zu einem weiteren Angriff auf einen Passanten durch Julian Franz. Zusammen mit anderen Neonazis aus der Gruppe, wie Johann Walter Richter, griffen sie einen Passanten am Erfurter Hauptbahnhof vermummt an. Mehrere Gegenstände, wie z.B. eine teure Kamera wurden dabei geraubt. Im Zuge dessen wurde Franz verhaftet und verbrachte mehrere Monate in Untersuchungshaft. In dieser Zeit habe er sich, laut Angaben im Prozess von seinen rechten Freunden distanziert und habe Kontakt zu einem Aussteigerprogramm aufgenommen. Dass dies wohl nur dazu diente, um einen guten Eindruck zu machen und weniger, dass Franz mit der Neonaziszene gebrochen habe, zeigte nicht nur der Angriff auf Connewitz, sondern auch seine Teilnahme an weiteren Neonazidemos, wie 2018 am 1. Mai bei der NPD-Demonstration in Erfurt. Aktuelle Bilder aus den sozialen Netzwerken zeigen, dass Franz weiterhin Neonazikontakte hat und mit eben jenen Freunden des „Kollektiv56“, wie Robert Brandt oder Kevin Jacobi, gut befreundet ist. Einen weiteren gewalttätigen Übergriff verübte Franz mit anderen Neonazis im September 2017. In dem Prozess im Februar 2019 wurde Franz zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und fünf Monaten sowie zu einer Geldstrafe von 2.000 € verurteilt.