Der am 19.09.1987 geborene Michael Zeise kommt ursprünglich aus dem Raum Weißenfels und lebte später mehrere Jahre in Apolda, wo er in der Neonaziszene auffiel. Er agierte dabei immer wieder in verschiedenen Kreisen im Umfeld der „Autonomen Nationalisten Weimar“ und trat auf diversen Neonaziveranstaltungen als „Freier Aktivist“ aus dem Weimarer Land auf. Zu seinen damaligen Stationen als Redner zählte u.a. der Tag der nationalen Jugend 2010 in Pößneck sowie 2013 in Kahla.1 Im Jahr 2014 tat sich Zeise als einer der wichtigen Mitorganisatoren des „Thüringer Heldengedenken“ in Friedrichroda hervor. Dieses Gedenken ist eines der zentralen Events der Thüringer Neonaziszene, bei dem zum Teil mehrere Hundert Neonazis in Friedrichroda mit Fackeln die gefallenen Soldaten der Waffen-SS in ihre Reihen rufen. Im Jahr 2015 begann Zeise weiter öffentlich aufzutreten und war einer der zentralen Redner bei ThüGIDA in Erfurt am 23.02.2015 oder auch am 01.05.2015 in Saalfeld. Bereits bei diesen Terminen zeichnete sich ein Umfeld von gewaltbereiten Neonazis aus dem AN-Spektrum ab, welches Zeise um sich sammeln konnte und später mit anderen Führungsköpfen der Gruppe zum „Kollektiv56“ zusammenführte. Zeise kann für die Gruppe, ihre Aktionen und die Website als zentrale Schlüsselfigur betrachtet werden. Seine Laufbahn, Rolle in der Gruppe und seine bundesweite und internationale Vernetzungen sollen im Folgenden offengelegt werden.
Werdegang in der Neonaziszene bis 2010
Wie bereits beschrieben, begann eine zentrale öffentlich nachvollziehbare Weiterentwicklung von Zeise ab dem Jahr 2014. Denn dort begann er sich weiterhin öffentlich auf Veranstaltungen zu zeigen. In einem älteren Artikel beschreibt die Plattform thüringenrechtsaussen Zeise bereits als eine Führungsfigur in den Jahren 2009/2010 im Raum Weimar und Weimarer Land. Wie gehacktes E-Mailkonto aus der Zeit beweist, hatte Zeise zu diesem Zeitpunkt enge Kontakte zu dem NSU-Unterstützer Ralf Wohlleben. Eben jener lud die AN-Weimar und explizit Zeise zu einem internen Koordinationstreffen weiter. Im Zuge dieser thüringenweiten Koordination der Neonaziszene wurde Zeise auch als Kontaktperson für Weimar und Umland aufgeführt.
Seine Kontakte waren zu diesem Zeitpunkt bereits weitreichend. Die Rechercheplattform zeigte deutlich auf, dass Zeise nicht in Thüringen, sondern auch darüber hinaus u.a. nach Berlin gut vernetzt war.
Seit 2012 – Michael Zeise alias „Mic Revolt“
Ab 2012 trat Zeise als NS-Rapper unter dem Pseudonym „MicRevolt“ auf und veröffentlichte im selben Jahr einige Tracks auf Youtube. Es folgten danach mehrere Veröffentlichungen unter seinem Künstlernamen.
– 2013 „Alles für alle – fast umsonst“
– 2014 „Demo Tape“
– 2014 „Das letzte Aufgebot“
– 2017 „Antidemokrat“
In Folge seiner Veröffentlichungen spielte er einige Konzerte in und außerhalb von Thüringen. Eines seiner ersten Konzerte als „MicRevolt“ war wohl am 26.05.2012 in der „Hausgemeinschaft Jonastal“ in Crawinkel, wo er zusammen mit „N‘socialist Soundsystem“ und einigen Bandmitgliedern der Gothaer Naziband um die Turonen Michael Wagner „SKD“ auftrat. Schon damals lies das Konzert eine enge Nähe zur dortigen Neonaziszene vermuten, deren Akteure im Jahr 2014 u. a. für den Angriff auf eine Kirmesgesellschaft in Ballstädt verantwortlich war. Dass diese Verbindung auch einige Jahre später noch hielt, zeigte sich am 04.02.2017, als Zeise unter seinem Pseudonym in Kirchheim auftrat. Unter dem Motto „Rap am Kreuz“ trat er dort mit Szenegrößen wie „Makks Damage“ auf. Das Konzert, maßgeblich vom Gothaer Neonazi Steffen Mäder organisiert, diente zur finanziellen Unterstützung der Angeklagten im Ballstädtverfahren.
Eher selten trat Zeise offen angekündigt auf. Vor allem spielte er als „MicRevolt“ konspitrativ organisierte Konzerte wie z.B. am 12.08.2017 für das „Kollektiv Nordharz“ oder im Juni 2017 im Raum Tostedt in Norddeutschland. Öffentliche Konzerte, welche im Vorfeld auch offen beworben wurden, waren dabei eher die Seltenheit. So spielte Zeise u.a. am 30.04.2016 in den Räumen des Volksgemeinschaft e.V. auf dem Erfurter Herrenberg in der Stielerstraße 1. Ein weiteres Event, neben dem „Rap am Kreuz“, bildete sein bislang letztes offizielles Konzert, am 09.06.2018 auf dem Rechtsrockfestival in Themar.
Weitere Konzerte dienten vor allem der Mobilisierung oder Unterstützung von anderen Gruppen aus dem AN-Spektrum, wo er z.B. im Raum Niedersachen am 03.02.2018 aufgetreten sein soll. Dieses wurde als Teil des Rahmenprogramms für „10 Jahre Tag der nationalen Zukunft“ von Dieter Riefling organisiert.
Vernetzung und Aufbau von Strukturen – zwischen Freien Kräften und „Antikapitakistischem Kollektiv“
Im März 2015 trat das sogenannte „Antikapitalistische Kollektiv“ in einigen Bundesländern auf. Dabei handelte es sich um eine Vernetzungsstruktur von Neonazis und dem Versuch mittels Mobilisierung und Aktionen als „Autonome Nationalisten“ Akzente außerhalb der klassischen Neonazischwerpunkte zu setzen. So mobilisierte das „AKK“ u. a. zu den Protesten gegen die EZB-Eröffnung 2016 in Frankfurt und versuchte mittels Aktionen gegen TTIP/CETA und Solidaritätsbekundungen für die Proteste in Frankreich über soziale Medien an Einfluss zu gewinnen. Es entstanden Gruppen in Baden-Würtemberg, Bayern, NRW, Berlin-Brandenburg, Hessen und Thüringen. Zu aktiven Einzelgruppen zählte u. a. das Kollektiv56 aus Erfurt. Treibende Köpfe waren dabei Maximilian Reich aus Frankfurt am Main, der gleichzeitig Betreiber des „Revoltopia“-Versandes war und eben Michael Zeise. Ein weiterer Schwerpunkt für die Arbeit des AKK war der 1. Mai, den sie seit dem 01.05.2015 in Saalfeld mit einem eigenen Black Block bespielten und sich als aktionsorientierter Arm der Mai-Demonstrationen verstand.
In Thüringen hatte das AKK mit Erfurt und Eisenach zwei Schwerpunkte. Beide sind mit der Person Michael Zeise verbunden. Denn gerade er war es, der nicht nur die Einzelgruppe der Vernetzung in Erfurt aufbaute, sondern den jungen Neonazis aus Eisenach um Leon Ringl und Kevin Noeske Anhaltspunkte der Organisierung und Orientierung gab. So erfolgte eine gemeinsam koordinierte Anreise zu Großdemonstrationen am 1. Mai über die Organisierung von Michael Zeise. Demnach ist es auch nicht verwunderlich, dass für den 1. Mai 2017 ausgerechnet Erfurt als zentraler Treffpunkt für die AKK-Strukturen ausgemacht wurde, um gemeinsam zum 1. Mai nach Halle anzureisen. Sowohl die westdeutschen Strukturen, als auch internationale AN-Strukturen aus England nutzten die gemeinsame Anreise, koordniert von Michael Zeise und dem Kollektiv56. Das der 1. Mai im Jahr 2017 in Halle für die Neonazistrukturen ein organisatorisches Desaster darstellte, lag nicht nur an den erfolgreichen antifaschistischen Blockaden der Demonstration, sondern auch im Verhalten des AKK im Nachgang der abgesagten Demonstration in Halle.
In einem Video des Neonazis Patrick Schröder auf seinem Youtube-Kanal, berichtet er im Nachgang von seinen Eindrücken des 1. Mai und rechnet mit dem AKK ab. Gleichzeitig berichtet er, von einem alten Freund vom AKK, mit dem er im Austausch stehe und den er als einen der wenigen Vernünftigen dort noch schätze. Dass es sich bei seinem alten Freund um Michael Zeise handelte ist nicht all zu schwer zu erahnen. Bereits vor dem 1. Mai 2017 und auch danach war Zeise immer wieder Interviewpartner für Schröder. Sowohl vor als auch nach dem 1. Mai 2017 arbeiteten Zeise und Schröder zusammen. So diente Zeise alias „MicRevolt“ als Interviewpartner zu dessen Album „Antidemokrat“ und als Organisationshelfer für sein Rechtsrock-Festival in Themar. Weiterhin filmte Zeise Interviews ab, um sie später unter dem neu aufgelebten Label „Media Pro Patria“ ungeschnitten online zu stellen. Doch dazu später mehr. Außerdem besuchten beide zusammen die Frankfurter Buchmesse im Jahr 2017.
Im Auswertungsvideo redet Schröder nicht nur gelassen über Internas der Anreise, sondern auch von der Spontandemonstration am 01.05.2017 in Apolda. Dort stieg das AKK auf der Rückreise vom Naziaufmarsch in Halle aus und griff erst die Polizei und eine Versicherung mit Steinen und Feuerwerkskörpern an, bekam nach Anrücken der Verstärkung allerdings eine Tracht Prügel. Fast alle Teilnehmer wurden in Gewahrsam genommen.
Als Antwort auf eine Kleine Anfrage im Landtag zu den Geschehnissen, stellte sich heraus, dass sich unter den verhafteten Personen aus dem gesamten Bundesgebiet befanden, so heißt es in der Antwort des Innenministeriums: „Die Tatverdächtigen sind unter anderem in Thüringen (55x), Hessen (16x), Baden-Württemberg (9x), Rheinland-Pfalz (6x), Brandenburg (4x), Berlin (4x), Niedersachsen (3x), Bayern (2x), Nordrhein-Westfalen (1x), Sachsen (1x), Sachsen-Anhalt (ax) und Schleswig-Holstein (1x) wohnhaft.“ (LINK) Die Thüringer Tatverdächtigen bildeten dabei eine breite Palette der aktiven Neonaziorganisationen wieder. So heißt es weiter in der Antwort des Innenministeriums: „Nach derzeit vorliegenden Erkenntnissen können die Tatverdächtigen aus Thüringen der Partei „Die Rechte“ und unter anderem den rechtsextremistischen Gruppierungen ‚Antikapitalistisches Kollektiv‘, ‚Kollektiv56‘, ‚Aktionsgruppe Weimarer Land‘, ‚Pro Ohrdruf‘, ‚Nationale Jugend Gotha‘, ‚Division Gotha‘, ‚Nationaler Aufbau Eisenach‘ (Zusammenschluss von ‚Nationale Jugend Eisenach-Wartburgkreis‘ und ‚Jugendoffensive Wartburgkreis‘), ‚Garde 20‘, ‚Kommando EKSV‘, ‚Sturm 29 – NaHoo‘, ‚Werwölfe Thüringen‘ und ‚Division Braune Wölfe‘ zugeordnet werden.“ (Quelle)
Dass ausgerechnet Apolda der Ort der Wahl für ein solches Spektakel war, ist dabei wohl kein Zufall. Gerade Zeise, welcher über das AKK und Kollektiv56 die gemeinsame Anreise maßgeblich mit koordiniert hat und jahrelang in Apolda lebte und aktiv war, wird sicher seinen Beitrag dazu geleistet haben. Im Zuge der erwarteten Repression und den Verurteilungen der eigenen Szene sowie dem Hohn und Spott ausgesetzt, löste sich das AKK mehr oder weniger auf, wobei das Kollektiv56 darüber hinaus bestand hatte.
Nationaler Aufbau Eisenach und das Kollektiv56 – Michael Zeise als Verbindung
Während das Kollektiv56 offen als Teil des AKK auftrat, hielt sich der Nationale Aufbau Eisenach als Gruppe nach außen hin bedeckt. Doch dass führende Mitglieder der Gruppe im AKK organisiert waren, zeigte sich immer wieder auf Demonstrationen. Gerade hier gab es eine enge Verbindung zwischen Michael Zeise und Leon Ringl.
Bereits am 11.06.2016 auf dem „Tag der nationalen Jugend“ in Sömmerda zeigte sich die engere Zusammenarbeit und die Verbindung zwischen Leon Ringl und dem AKK. Bei diesem Event der NPD trat Zeise nicht nur als Redner auf, sondern das Kollektiv56 betreute einen Infostand zusammen mit dem AKK zugehörigen Versand „Revoltopia“ und dem AKK an sich. Ein Vertreter dieser Gruppierungen, die den Infostand mit betreuten war Leon Ringl aus Eisenach. Später folgten weitere Kooperationen, welche sich vor allem an der Verbindung Zeise-Ringl ausführen lassen.
Beide besuchten sich gegenseitig in den Städten und organisierten zu bestimmten Aktionen eine gemeinsame Anreise oder unterstützten sich bei Aktionen. Am 22.03.2017 gab es eine antifaschistische Demonstration in Erfurt-Marbach. Am Rande der Demo versammelten sich einige junge Neonazis aus Eisenach, darunter Leon Ringl. Diese versuchten eher erfolglos die Demo zu stören. Mit dabei war ebenfalls Michel Zeise, der die Antifa-Demo abfotografierte. Siehe Video.
Insgesamt begann sich die offene Kooperation zwischen Zeise und den Eisenacher Neonazis im Jahr 2017 weiter zu intensivieren. Am 28. April 2017 demonstrierte das Bündnis gegen Rechts in Eisenach u. a. an der NPD-Zentrale in der Eisenacher Katharinenstraße. Eine davor abgehaltene NPD-Kundgebung lockte nicht nur den Nationalen Aufbau hervor, sondern auch bundesweite Akteure des AKK sowie der wiederbelebten Plattform „Media Pro Patria“. Neben Michael Zeise, der wieder als Anti-Antifa-Fotograf agierte, kamen auch Danny Wolff (damals Wetzlar, heute Frankfurt Oder) und Kevin Seifert aus Dessau.
Wolff agierte an diesem Tag ebenfalls als Fotograf. In der Vergangenheit war er in Hessen in Wetzlar und Gießen durch Gewalt gegen politische Gegener bekannt und agierte ebenfalls als Teil von Media Pro Patria. Kevin Seifert war ein wichtiger Bestandteil des AKK in Sachsen-Anhalt und tauchte in der Vergangenheit immer wieder zusammen mit Zeise, Noeske, Ringl und Wolff auf Veranstaltungen und Demonstrationen auf.
Am 13.05.2017 organisierte der NPD-Politiker Patrick Wieschke in Eisenach eine Kundgebung gegen einen vermeintlichen Moscheebau in Eisenach. Daran nahmen u. a. Leon Ringl und Kevin Noeske vom Nationalen Aufbau Eisenach teil. Wieder mit Kamera dabei, war Michael Zeise und Ronny Damerow vom Kollektiv56. Es folgten im Zuge der Zusammenarbeit nicht nur ein gemeinsamer Austausch, sondern auch Auftritte der Eisenacher Neonazis im Musikvideo von „MicRevolt – Antidemokrat“, wo sich ein Teil des Nationalen Aufbau Eisenach mutmaßlich mit ihm Video als vermummte Komparsen befand.
Zeise als Akteur bei „Media Pro Patria“
Die Medienplattform „Media Pro Patria“ war keine Erfindung von Zeise oder dem AKK. Weit bevor es das AKK überhaupt gab, agierte die Plattform als Nachfolger von „Volksfront Medien“. Dieses war 2006 gegründet worden und sollte die neonazistische Propaganda in Videos verpackt ins Internet tragen. Während einige bundesweit agierende Akteure, wie Kevin Schnippkoweit, heute noch in der Neonaziszene aktiv sind, hatte ein Großteil der Führungsköpfe von „Media Pro Patria“ mit der Neonaziszene gebrochen. Ein Schwerpunkt des Projektes lag dabei in Südthüringen und Eisenach. Gerade die damaligen Neonazikader Christian-Ernst Weißgerber aus Eisenach, Patrick Wiedorn aus Arnstadt und weitere Akteure hatten das Projekt mit Inhalten zu Veganismus, „Konsumkritik“ und anderen AN-spezifischen Inhalten gefüllt. Schon damals galt das Projekt der AN‘s als umstritten in der Neonaziszene. 2010 zerbrach schließlich der Zusammenhang und „Media Pro Patria“ löste sich auf.
Einige Jahre später versuchten Neonazis aus dem AKK unter diesem Label weiterzumachen. Zu den zentralen Akteuren der Plattform zählten Michael Zeise aus Erfurt, Kevin Seifert aus Dessau-Rosslau, Danny Wolff aus Wetzlar/Frankfurt Oder, Leon Ringl und Florian Fischer aus Eisenach. Alle traten in der Vergangenheit in Verbindung zu „Media Pro Patria“ auf Veranstaltungen auf. Sie fotografierten Konzerte und politische Gegener auf Demonstrationen. Des Weiteren dokumentierten sie die Demonstrationen der eigenen Szene. Der Schwerpunkt lag dabei in Thüringen. Mittlerweile ist „Media Pro Patria“ bis auf einen Flickr-Account wieder von der Bildfläche verschwunden.
Verbindung zu terroristischen Strukturen – NSU-Umfeld, Weiße Wölfe, National Action
Dass Michael Zeise und das Kollektiv56 nicht nur auf Demonstrationen auftraten und Kontakte über das AKK hinaus pflegten, zeigen die Verbindungen zu terroristischen Gruppen und deren Umfeld. Auch hier kann Zeise als treibende Kraft in Verbindung mit diesen Organisationen betrachtet werden.
Verbindungen zu Ralf Wohlleben und Blood&Honour
Am Anfang diesen Textes wurde es bereits angesprochen, dass Zeise in seiner Zeit in Apolda und Weimar bereits gute Kontakte zu Ralf Wohlleben hielt. Wohlleben war über viele Jahre hinweg ein elementarer Bestandteil, nicht nur für die Unterstützung des NSU-Terrornetzwerkes, sondern auch für die Freien Kräfte innerhalb der Thüringer Neonaziszene. Zeise war dabei für Wohlleben ein wichtiger Kontakt in die Region Weimar und Weimarer Land. Er organisierte für ihn u. a. einen Geldtransfer an der NPD-Politiker Sebastian Schmidtke zur Unterstützung der 1. Mai Demonstration 2010 in Berlin. Aus eben jenem Umfeld bestanden gute Kontakte zur Neonaziszene im Raum Jena rund um das sogenannte „Braune Haus“, wo Zeise zu mehreren Vernetzungstreffen von Wohlleben eingeladen war, wie ein Hack des E-Mail-Postfachs der „Autonomen Nationalisten Weimar“ zeigte. Laut der Aufarbeitung des Hacks tauschte sich Zeise rege mit Wohlleben über Texte aus und führte Absprachen durch. Aus der Reisefreudigkeit von Thüringer Neonazis zu bundesweiten Aufmärschen resultierte eine weitere enge Verbindung von Zeise mit Berührungspunkten zur damaligen Besetzung von „Media Pro Patria“ aus Südthüringen sowie zum Freien Netz Jena/Kahla. Mit dem Blood&Honour Liedermacher Tobias Winter verfasste Zeise 2009 einen Leitfaden für Nazi-Schmierereien und zur Plakatierung in Thüringen. Zeise und Winter galten auch als Autoren für die Texte der „Autonomen Nationalisten Weimar“.
Nach der Verhaftung von Ralf Wohlleben im Zuge der Selbstenttarnung des NSU, trat Zeise mit Solidaritätsbekundungen für Wohlleben in Erscheinung. So trat er bei eine Demonstrationen mit einem „Freiheit für Wolle“-T-Shirt auf.
Sektionsleiter der verbotenen „Weiße Wölfe Terrorcrew“
Am 10. Februar 2016 wurde die Neonazivereinigung „Weiße Wölfe Terrorcrew“ durch das Bundesinnenministerium verboten. Diese Gruppe ging aus Fans der Naziband „Weiße Wölfe“ im Jahr 2008 hervor und hatte Mitglieder im gesamten Bundesgebiet. Ihr öffentliches Auftreten auf Demonstrationen war meist martialisch und es wurden immer wieder Bezüge zu Combat18 hergestellt. Unter anderem im bayrischen Bamberg wurde eine Gruppe Neonazis im Zuge des Verbots hochgenommen, die unter Terrorverdacht stand. Es folgten 2016 mehrere Hausdurchsuchungen in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen, Brandenburg, Rheinland-Pfalz, Berlin und Thüringen. Die Durchsuchungen fanden 2016 unter anderem in Erfurt bei Michael Zeise statt. Er agierte in Thüringen als Sektionsleiter der „Weißen Wölfe Terrorcrew“. Bei eben jener Hausdruchsuchung wurden bei Zeise mehrere CD‘s und T-Shirts mit Bezug zur Gruppe sichergestellt. Verwunderlich ist die Verbindung nicht, denn gerade im Weimarer Land war bereits Michel Fischer zu Beginn der WWT aktiv. Im selben Landkreis, in dem Zeise als ‚Autonomer Nationalist‘ bereits tätig war. Fischer und die Thüringer Sektion der WWT nahmen u.a. am 7. Juni 2014 am „Tag der deutschen Zukunft“ in Dresden mit einem eigenen kleinen Block teil.
National Action (NA)– Verbindung zum internationalem Rechtsterrorismus
‚National Action UK‘ war eine, bis zu ihrem Verbot am 3. Januar 2018, offen agerende neonazistische Terrorgruppe in Großbritannien. Sie plante u.a. mehrere Anschläge gegen Abgeordnete der Labour-Partei.
Ein weiterer wichtiger Punkt für die NA war der Aufbau eines internationalen Netzwerks. Klare Verbindungen gab es dabei u.a. nach Deutschland, speziell nach Erfurt zu Michael Zeise. Im Jahr 2016, als bei Michael Zeise bereits wegen seiner Mitgliedschaft in der WWT eine Hausdurchsuchung stattfand, besuchten ihn zum ersten Mal offiziell britische Neonazis der NA. In diesem Zusammenhang entstanden bei einem Besuch der Gedenkstätte Buchenwald Bilder von Aktivisten der NA, wie sie im ehemaligen Krematorium den Hitler-Gruß zeigten. Im selben Zeitraum, nahmen die britischen Neonazis zusammen mit den Thüringer Kadern des ‚Antikapitalistischen Kollektivs‘ an der 1. Mai Demonstration in Plauen teil. Bei der Demonstration kam es aus dem Block des AKK immer wieder zu Angriffsversuchen auf die Polizei. Im Nachgang zu ihrem Deutschlandbesuch veröffentlichte die Gruppierung ein Interview mit einem deutschen AKK-Aktivisten auf ihrer Website. Dass es sich dabei um Michael Zeise handelt, liegt nahe, da dieser die Unterkunft sowie gemeinsame Anreise für die britischen Neonazis nach Plauen organisierte. Des Weiteren gibt der Interviewte am Beginn bekannt, dass er 27 Jahre alt sei und gibt sich als einer der Sprecher des ‚AKK‘ aus. Sowohl das angegebene Alter, als auch die weiteren Ausführungen zur Strategie des ‚AKK‘ lassen Rückschlüsse auf Zeise zu.
In einer Kleinen Anfrage an die Landesregierung zur Neonazi-Demo am 1. Mai 2017 in Apolda durch das ‚AKK‘, gab auch das Thüringer Innenministerium an, dass es eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit nicht nur des ‚AKK‘ mit der NA gibt, sondern sprach explizit vom Kollektiv 56 aus Erfurt.
Zwischen Asow-Miliz und Atomwaffen Division – Mit ‚Absurd‘ in die Ukraine
Zusammen mit der NS-Black-Metal Band „Absurd“ um den verurteilten Mörder Henrik Möbius reiste Zeise mit dem Eisenacher Leon Ringl zum „Asgardsrei“ 2017 in die Urkaine. Möbius hegt dabei gute Kontakte in internationale Netzwerke mit terroristischen oder paramilitärischem Bezug. Gerade in der Ukraine, wo das “Asgardsrei” vom “ASOW”-Batalion organisiert wird ist diese Verbindung naheliegend. Besonders in der Ukraine zeigt sich die Verbindung zu rechtsterroristischen und militärisch ausgebildeten Netzwerken, zu denen der Kreis um Möbius engen Kontakt pflegt.
Zeise – führender Kopf der Erfurt, Thüringer und internationalen Neonaziszene und Bezug zum Rechtsterrorismus
Ohne Michael Zeise als Betreiber der Website des „Kollektiv56“ ohne wesentlicher Initiator von Aktionen der Gruppe, hätte diese Gruppe in Erfurt nicht die selbe Reichweite gehabt. Zeise war nicht nur hauptverantwortlich für die wenigen Texte der Gruppe, sondern hatte als Redner und Vernetzer in der Szene eine gewisse Rolle. In dieser Funktion war er prädestiniert als treibende Kraft im „Antikapitalistischen Kollektiv“ und kann als Bindeglied zwischen „Autonomen Nationalisten“ und Rechtsterrorismus gesehen werden, schließlich hegte er jahrelangen engen Kontakt zu Ralf Wohlleben aus dem NSU-Unterstützerkreis, pflegte Kontakte zur in England verbotenen Terrorgruppe ‚National Action‘ und war Sektionsleiter der „Weißen Wölfe Terrorcrew“. Dazu kommt ein nicht unerheblicher Einfluss auf die Eisenacher Neonaziszene, die sich in den aktiven Jahren um 2015/16 im Aufbau befanden und durch Zeise sowohl politisch, musikalisch und aktionistisch mit unterstützt wurden.
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