Am 10. November 2020 müssen sich Ronny Damerow und Phillippe Amor vor dem Erfurter Amtsgericht wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten, wie bereits berichtet wurde. Dass Amor schon seit einigen Jahren, nicht nur aktiver Teil der Erfurter Neonaziszene ist und immer wieder an Angriffen der Gruppe beteiligt war, sondern ebenfalls in Elxleben bei Erfurt mit Paintball Waffen und Tactical Airsoft Waffen trainiert, soll im folgenden Beitrag geschildert werden. Auch der Zugang und Einsatz von scharfen Waffen lassen sich anhand der Verbindungen nachweisen.
Seit mindestens 2018 trainiert Phillippe Amor regelmäßig beim “Szcenario MagFed Paintballteam”, welches sich rund um den Erfurter Neonazi Andre Wagner formiert. Wagner arbeitet als Schießtrainer im Hermes-Schießzentrum in Elxleben und hat damit ebenfalls legal Zugang zu einer Reihe von Waffen und Munition. Seit einigen Monaten arbeitet er ebenfalls für die Firma „PAKprotection“ einer Sicherheitsfirma aus Elxleben/Erfurt. Er nimmt dort die Tätigkeit als Ausbilder wahr und wird auf Firmenkosten immer wieder in diversen Kampf- und Selbstverteidigungstechniken ausgebildet.
Neben seinem Zugang zu scharfen Waffen und seiner Tätigkeit im Schießzentrum, agiert Wagner als führender Kopf des Paintball-Teams, dem auch der Neonazi Amor angehört. Die Gruppe organisiert dabei immer wieder Events und Trainingseinheiten, wo sie versuchen taktisch mit Paintball oder Anscheinswaffen vorzurücken und ihre Gegner zu eleminieren. Dass es für Neonazis dabei nicht nur um den reinen Spaß am kindlichen Kriegsspiel geht, sondern durchaus auch als Vorbereitungen für einen Tag X oder den bewaffneten Umsturz geht, haben diverse paramilitärische Gruppen und Wehrsportgruppen von Neonazis in der Vergangenheit gezeigt.
Andre Wagner selbst trat in sozialen Medien immer wieder mit neonazistischen Postings in Erscheinung. Einigen Bildern zufolge ist er auch im rechten Hooliganmilieu der älteren Generation um „Kategorie Erfurt“ (KEF) zu verorten, er teilte beispielsweise Fotos in Gedenken an den Erfurter Hooligan und Neonazi „Matze“ nach dessen Tod. Ebenfalls teilte er 2014 via Facebook einen Aufruf von „Gemeinsam stark“ zur Hooligan-Demonstration am 26.10.2014 in Köln, bei der es zu massiven Ausschreitungen kam. Weiterhin finden sich diverse rassistische Postings auf seiner Facebookseite.
Mittlerweile arbeitet Wagner im Sicherheitsbereich, unter anderem als Personenschützer und tritt unter dem Label „Ausbildungszentrum Sicherheit“ auf. Er absolvierte mehrere Lehrgänge zum Personenschützer und bildet nun weiter aus.
Im Internet finden sich diverse Bilder von Ausflügen der Paintballgruppe „Operation Group Germany“ unter dessen Fahne auch Amor bei den Trainingseinheiten „kämpft“.
Des Weiteren findet sich ein Bild von Johann Walter Richter, ebenfalls Beteiligter am Angriff auf das AJZ 2016 in Erfurt, wie er am Schießstand mit einer scharfen Langwaffe schießt. Mutmaßlich einem Scharfschützengewehr mit Schalldämpfer.
Angesichts der Vernetzung zu internationalen Gruppierungen mit klarem rechtsterroristischem Bezug sowie der hohen Gewaltbereitschaft der Erfurter Neonazigruppe „Kollektiv56“ ist es beachtlich, wie ungestört sich Neonazis mit scharfen und Anscheinswaffen ausbilden lassen können, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Dabei können jüngere Neonazis auf die Erfahrungen von gewaltbereiten Ex-Hooligans wie Andre Wagner zählen. Dieser hat nicht nur Verfügung über scharfe Waffen und Munition, sondern auch über reichlich Wissen in Bezug auf körperliche Auseinandersetzungen und taktisches Vorgehen in der Gruppe mit Waffen.
Damit erreicht die Qualität der Neonazigewalt einen Punkt, an der sie auf eine neue Stufe gehoben werden kann: Denn dort, wo Neonazis mit Waffen trainieren, werden sie diese auch einsetzen.