Ein weiterer aktiver Kader für das „Kollektiv56“ war Sascha Wühr. Er ist dabei in Erfurt kein Unbekannter und hat schon früh in diversen Neonazigruppen in der Stadt mitgewirkt und war Teil der Erfurter Hooligangruppe „Kategorie Erfurt“ (KEF). Er tauchte beim „Kollektiv56“ immer wieder bei Angriffen und Angriffsversuchen auf politische Gegner im Umfeld von Demonstrationen auf. Er selbst kann als jahrelang erfahrener Neonazikader in Erfurt auf Erfahrung und Vernetzung setzen. Einige Stationen seiner Laufbahn sollen vorgestellt werden.
Hooligan Umfeld – KEF
Mitte der 2000er Jahre war es nicht unüblich, dass gerade in Erfurt und in den Vorstädten jeder Neonazi der sich bei einem geraden Schlag nicht selbst verletzte im Umfeld der Hooligangruppe von „Kategorie Erfurt“ zu finden war. So war gerade Sascha Wühr in diesem Umfeld zu finden.
Aktiv bei den Freien Kräften
Sascha Wühr war bereits bei den Freien Kräften Erfurt aktiv. Dort hatte er in der Vergangenheit u. a. als Redner auf Kundgebungen und Demonstrationen fungiert, wie es am 23.06.2012 auf der Kundgebung „Erfurt aktiv gegen Sexualstraftäter und Kinderschänder“ der Fall war. Initiiert wurde die damalige Aktion in Kooperation von „Pro Erfurt“ und den „Freien Kräften Erfurt“.
Reisefreudiger Neonazi
Sascha Wühr tauchte auch in der Hochphase des „Kollektiv56“ immer wieder auf Demonstrationen im gesamten Bundesgebit auf. Auffällig dabei, war seine Beteiligung am schwarzen Block auf überregionalen Demos, während seine Beteiligung in Thüringen und über die Erfurter Stadtgrenzen hinaus eher überschaubar waren. So beteiligte sich Sascha Wühr u. a. 2015 bei Aufmärschen von SüGIDA oder auch vom Gothaer Neonazibündnis „Bündnis Zukunft Landkreis Gotha“.
Bei den SüGIDA-Demonstrationen versuchte u.a. Wühr mit anderen Erfurter Neonazis eine Gegendemonstration in Suhl anzugreifen. Die Nazis scheiterten jedoch an ihrer eigenen Unentschlossenheit und an der Bereitschaftspolizei.
Ein ähnliches Szenario bot sich am 2. Mai 2015 bei der Demonstration von Ho.Ge.Sa. An der sich Wühr ebenfalls beteiligte. Als 2016 Thüringer Neonazis um das AKK und dem Kollektiv56 gemeinsam mit den britischen Neonazis der verbotenen Terrorgruppe „National Action“ nach Plauen fuhren, war Sascha Wühr ebenfalls. Auch bei den Demonstrationen von ThüGIDA in Jena beteiligte sich Wühr und bewarf Gegendemonstranten mit einer Glasflasche, wie ein älterer Rechercheartikel aus Erfurt nachweist.
Seine Rolle beim Kollektiv 56 und in Erfurt
Durch seine langjährige Rolle in der Erfurter Neonaziszene ist Wühr sehr gut vernetzt und kennt sich mit den Gegebenheiten in Erfurt aus. Er hegt ein hohes Gewaltpotenzial, was sich auf Demonstrationen immer wieder zeigte. Nicht nur deshalb liegt es nahe, dass Wühr einer der wichtigen Köpfe bei organisierten Angriffen durch die Gruppe auf politische Gegner oder Migranten genannt werden muss. Über seinen Twitter-Account, der auch unter dem Namen „Kollektiv56“ läuft, veröffentlichte er mehrere Grafiken und Gewaltaufrufe, die ebenfalls nahe legen, dass Wühr für die Grafiken und Motive des Kollektiv56 zuständig war. Eine Danksagung auf der fast ungenutzten Facebookseite an ihn für die Erstellung einer Grafik, bestätigt die Vermutung.
Er selbst wohnte lange Zeit im Rieth in einer WG mit den Neonazis Tobias Zitzmann und Phillip Miene, bis er in seine jetzige Wohnung mit seiner Frau und seinem Kind zog.
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